Die Cross Country Paragliding Revolution (Abk.: XCR) ist ein internationaler Streckenflug-Wettbewerb in den Alpen, der die Sport-Disziplin des freien Streckenflugs neu definiert. Es gibt keine vorbestimmte Anzahl von Wendepunkten und keine festen geometrischen Formen, nach denen der Pilot sich richten muss. Dennoch ermöglicht es ein ausgeklügeltes Bewertungssystem, unterschiedliche Flüge in einem Sportregelwerk miteinander zu vergleichen. Es gibt drei Hauptfaktoren, die zu einer höheren Punktzahl führen:
Das Bewertungssystem ist so ausgelegt, dass leistungsorientierte strategische und taktische Entscheidungen zur Flugplanung intuitiv und ohne Flugcomputer getroffen werden können. Im Folgenden werden die drei Hauptfaktoren im Detail erläutert.
Die Distanz eines Streckenflugs bestimmt sich durch die Route, die jemand intuitiv entlang des GPS-Tracks ziehen würde, wenn er nicht jeden kleineren Schlenker oder Thermikkreis mitberücksichtigt. Die Breite des Routenkorridors, in dessen Rahmen sich der Flug-Track um die errechnete Route bewegt, ist dabei abhängig von der Gesamtdistanz, aber stets so, dass er die Streckenflugabsichten des Piloten gut wiederspiegelt.
Ein Flug mit Rückflug ist im Allgemeinen aufgrund der wechselnden Windverhältnisse anspruchsvoller als ein Flug in nur eine Richtung. Dies wird durch einen Bonus berücksichtigt, der bis auf ein Maximum von 40% ansteigt, wenn man wieder einen Zylinder von 5km um den Ausgangspunkt erreicht. Die Bewertung der fehlenden Distanz zum Start richtet sich nach dem an weitest entfernten Wendepunkt. Der Bonus wird auf die Gesamtdistanz der neu geflogenen Streckenabschnitte angerechnet.
Streckenabschnitte zu befliegen, die in dem Flug noch nicht beflogen wurden, ist im Allgemeinen anspruchsvoller als ein Flug, der Streckenabschnitte mehrmals nutzt. Bei der XCPR zählt ein Streckenabschnitt dann als neu, wenn er sich nicht innerhalb des Routenkorridors eines bereits beflogenen Streckenabschnitts befindet.
Streckenflüge im Berg- und Flachland unterscheiden sich extrem und lassen sich nur schwer sportlich vergleichen. Das in diesem Wettbewerb eingeführte Bewertungssystem ist auf die Gegebenheiten in alpinem Gelände optimiert. Ein Ziel-Rückflug entlang derselben Strecke (z.B. entlang eines Berggrats) ist in den Bergen relativ leicht. Weil nur die Hälfte der Strecke als neue Strecke zählt, erhält der Pilot dann auch nur die Hälfte des möglichen Rückkehrbonus. Im Flachland wäre diese Bewertung vergleichsweise ungerecht, da ein Ziel-Rückflug nicht wesentlich leichter ist als ein geschlossener Flug ohne doppelt beflogene Streckenabschnitte.
In der XCR treten Piloten in einem Ligasystem an. Es werden die Ligen “Silber”, “Gold” und “Diamant” unterschieden. Die Unterscheidung der Ligen ermöglicht es, für unterschiedliche Leistungsgruppen unterschiedliche Regeln und Punkteparameter zu definieren und so einen motivierenden und interessanten sportlichen Wettkampf zu schaffen.
Die aerodynamisch mögliche Leistung eines Gleitschirms wird im wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt: Die Streckung und die Größe. Eine höhere Streckung verringert den Gesamtwiderstand bei gleichem Auftrieb. Eine größerer Flügel ist leistungsmäßig begünstigt, weil die Reibungskräfte und auch das relative Gewicht der Baukomponenten abnehmen.
Da es bei Gleitschirmen keine fest definierten Leistungsklassen gibt, werden die unterschiedlichen Schirme abhängig von grundlegenden technischen Parametern über eine Formel miteinander vergleichbar gemacht. Um die technischen Daten einfach nachvollziehen zu können werden die ausgelegte Streckung (max. Spannweite/max. Flügeltiefe) und der Mittelwert des zugelassenen Gewichtsbereichs verwendet. Für einen Sonderfall (z.B. eine technisch ausgefallene Konstruktion oder besonders asymmetrische Gewichtsbereiche) behält sich die Rennleitung vor, die Faktoren auch individuell pro Modell anzupassen.
Abhängig von der Liga, in der ein Flug eingereicht wird, wird der Flügel-Faktor unterschiedlich stark gewichtet. So ist der Bonus, den ein weniger gestreckter Schirm erhält in der Silberliga dreimal stärker als in der Diamantliga. Damit werden Einsteiger oder gemütlichere Streckenflieger nicht dazu genötigt, heißere Schirme zu fliegen – denn mehr Streckung bedeutet grundsätzlich anspruchsvolleres Flugverhalten.
Jeder Pilot qualifiziert sich für eine Liga, indem sein persönliches XCR-Level ermittelt wird. Das Level ermittelt sich aus dessen bester Saison-Gesamtpunktzahl der letzten fünf Jahre. Dabei werden jeweils die besten drei Flüge jeder Saison gewertet und aufsummiert. Die Qualifikationsgrenzen für die Ligen sind:
Bis um 30. Juni können sich die Piloten durch das Einreichen alter oder neuer Flüge für eine Liga qualifizieren. Ab dem 1. Juli der laufenden Saison sind die Ligen fixiert, um den Kampf um die forderen Plätze jeder Liga nicht zu stören. Jeder Teilnehmer kann jedoch auf persönlichen Wunsch bei Erreichen der Qualifikationsgrenze auch in dieser Zeit in eine höhere Liga befördert werden (Wildcard-Regel).
Um im Ranking und der entsprechenden Liga gelistet zu werden, muss der Pilot mindestens einen gültigen Wertungsflug in der laufenden Saison einreichen. Wenn der Pilot keinen Flug einreicht, steigt er zwar in der Liga zunächst nicht ab, wird jedoch auch nicht in der Liga gelistet.
Sinkt das XCR-Level des Piloten, steigt er automatisch in die entsprechende Liga ab. In besonders begründeten Ausnahmefällen kann die Rennleitung ebenfalls eine Relegation durchführen.